Ganganalyse

Mit Hilfe der dynamometrischen und kinematischen Ganganalyse können funktionelle Defizite beim Gehen objektiv dargestellt und daraus entsprechende Therapiehinweise abgeleitet werden. Zudem lassen sich Erfolge im Rehabilitationsverlauf quantifizieren. Einsatz finden die ganganalytischen Verfahren insbesondere auch bei der Rehabilitation von Amputierten (Optimierung der Protheseneinstellung). Wir testen computerisiert gesteuerte Prothesen (z. B. C-Leg©, Rheo-Knee©) und können die Verordnung solcher Gehhilfen prüfen.

Dynamometrische Ganganalyse
  • Messung der beim Gehen unter den Füßen auftretenden Kraftkomponenten der Bodenreaktionskraft (1-, 2- oder 3-dimensional)
  • Berechnung relevanter Gangparameter aus den Kraft-Zeit-Verläufen (Mittel- oder Medianwerte aus 5 oder 10 Doppelschritten)

Aussagen:

  • Aufdeckung von Ausweichbewegungen (Schonverhalten), muskulären Dysbalancen und Asymmetrien in der Kinetik und der Kinematik
  • Beurteilung der intermuskulären Koordination
  • Möglichkeit zur Validierung bestimmter Therapiemethoden
  • Ableitung von Hinweisen für die Therapie und für die Optimierung von Protheseneinstellungen
  • Messung von Teilbelastungen, Beurteilung des Einsatzes von Gehhilfen
  • Therapiekontrolle und Qualitätssicherung
Kinematische Ganganalyse

Erfassung der Ortskoordinaten [x(t),y(t),z(t)] von Gelenkpunkten und anderen markanten Körperpunkten beim Gehen. Dazu werden kleine Infrarotsender aufgeklebt. Diese werden beim Gehen mit einem Empfänger im Zeitverlauf verfolgt.

  • Berechnung der Zeitverläufe der Gelenkwinkel beim Gehen
  • Vergleich mit Normwerten sowie Links/Rechts-Vergleich
  • Beurteilung von Gangstörungen und Ableitung von Therapiehinweisen

Dynamographie – Messung der isometrischen Maximalkraft

Ziel der Messung ist es, Kraftdefizite und muskuläre Dysbalancen aufzudecken und individuelle Trainingspläne für die Rehabilitation zu erstellen. Vorteile der isometrischen Maximalkraftbestimmung sind die geringe Verletzungsgefahr, eine sehr gute Reproduzierbarkeit der Messergebnisse und die hohe Korrelation mit den in der Bewegung erzielten Kräften.

Messung der isometrischen Maximalkräfte der die Wirbelsäule stabilisierenden Muskulatur

(Rumpfbeugung und -streckung, Rumpfseitneigung, Rumpfrotation)

Der suffizienten wirbelsäulenstabilisierenden Muskulatur kommt eine sehr wichtige Rolle in der Prävention des multifaktoriell verursachten Rückenschmerzes zu. Defizite und Dysbalancen der Rumpfmuskulatur gelten als einer der wichtigen somatischen Risikofaktoren für die Entstehung des Rückenschmerzes.

Durch Messung der isometrischen Maximalkraft in den drei Hauptrichtungen der Rumpfwirbelsäule (Flexion/Extension, Seitneigung und Rotation) kann aufgrund der vorliegenden wissenschaftlichen Erfahrungen der muskuläre Funktionszustand des bzw. der Patienten:in im Vergleich zur Normalpopulation festgestellt werden.

Durch Vergleich mit Referenzwerten können Kraftdefizite und Dysbalancen zwischen links und rechts sowie zwischen Flexion und Extension ermittelt und graphisch dargestellt werden. Daraus wird ein entsprechend der festgestellten Defizite speziell angepasstes Rehabilitationsprogramm erstellt. Außerdem ist es möglich, durch vergleichende Messungen Effekte der rehabilitativen Maßnahmen transparent zu machen.

Messung der isometrischen Maximalkräfte in den großen Gelenken der Extremitäten

Zur Feststellung von Defiziten und Dysbalancen der Gelenk bewegenden und stabilisierenden Muskulatur führen wir objektive Kraftmessungen an folgenden großen Gelenken durch:

  • Hüftgelenk (Ab- und Adduktion, Flexion, Extension)
  • Kniegelenk (Flexion, Extension)
  • oberes Sprunggelenk (Plantar- und Dorsalflexion)
  • Schultergelenk (Ab- und Adduktion)
  • Ellenbogengelenk (Flexion, Extension)

Pedobarographie – Fußdruckmessung

Messung der plantaren Druckverteilung beim Stehen und beim Gehen mit sich dem Fußbett gut anpassenden Messsohlen. Die Messung dient der Kontrolle der Druckverteilung bei vorhandenen Einlagen und orthopädischen Maßschuhen. Sie ist Grundlage für neu anzufertigende Einlagen (Blaupause). Sie dient weiterhin zur Aufdeckung von Fehlbelastungen, z. B. bei Fußdeformitäten.

Messmethodik
  • Zu dieser Messung werden flexible dünne Mess-Sohlen entweder in die Straßenschuhe, in orthopädische Maßschuhe oder in ebene Bezugsschuhe eingelegt
  • resistive Messung des Druckes mit sich dem Fußbett gut anpassenden, flexiblen Messsohlen mit 960 Sensoren der Firma Fastscan
  • kabelgebundene Signalübertragung mit einem Aktionsradius von 8 m Länge
  • örtliche Auflösung: 0,5 × 0,5 cm² , zeitliche Auflösung: 20 ms bei 50 Hz Abtastfrequenz
Anwendungen
  • Visualisierung des Abrollverhaltens des Fußes, Darstellung von Gangabnormitäten und Fußdeformitäten
  • Kontrolle der vorliegenden Schuhversorgung bezüglich der gewünschten Druckverteilung
  • Erkennung von potentiell Ulkus gefährdeten Bereichen, z. B. bei der Diabetesbehandlung
  • Optimierung der Einlagenversorgung
  • prä- und postoperative Bewertung von Druckverteilungen
  • Dokumentation und Qualitätssicherung

Elektromyographie (EMG)

Der Fokus der kinesiologischen Elektromyographie liegt in der Erfassung und Analyse der willkürlichen Muskelaktivierung bei funktionellen Bewegungen, posturalen Aktivitäten oder Therapie-/ Trainingsübungen. Ähnlich wie bei der Elektrokardiographie (EKG) wird bei der Elektromygraphie die elektrische Muskelaktivität ausgewählter Muskeln gemessen. Dazu werden Oberflächenelektroden auf die zu untersuchenden Muskeln geklebt und die abgeleitete Spannung wird im Zeitverlauf grafisch dargestellt.

Messmethodik
  • Messung der Muskel- Aktionspotentiale mit Hilfe von Oberflächenelektroden; bipolare Verstärkung bzgl. einer Referenzelektrode, stationär (16 Kanäle) und mit Telemetrie (16 Kanäle, Reichweite ca. 200 m)
  • Möglichkeit der zeitsimultanen Erfassung und Darstellung von EMG-Signalen, Videobildaufzeichnungen sowie von Kraft-Zeit-Verläufen (isometrisch, isokinetisch, freie Bewegung)
Aussagen
  • Welche Muskeln sind an einer Bewegung wann, wie lange und wie intensiv beteiligt? Welche Ausweich- und Ersatzmuster nutzt der bzw. die Patient:in? Ermüdet der Muskel?
  • Möglichkeit zur Beurteilung der sog. intermuskulären Koordination
  • Ableitung quantitativer Aussagen zum Muskeleinsatz
  • Erfassung muskulärer Dysbalancen
  • Kontrolle und Optimierung der medikamentösen und physiotherapeutischen Therapie bei spinal und cerebral bedingter Spastik

PWC – physical working capacity

Bestimmung der körperlichen Leistungsfähigkeit mittels Fahrradergometrie

Ziel der Messung ist die Bestimmung der körperlichen Leistungsfähigkeit im submaximalem Bereich mittels Fahrradergometrie. Zur Charakterisierung der Ausdauerleistungsfähigkeit wird der sogenannte PWC-Wert (physical working capacity) gemessen. Durch Vergleich mit Referenzwerten können Defizite ermittelt werden. Veränderungen im Rahmen des rehabilitativen Trainingsprogrammes (Eingangs- und Abschlusstest) sind quantifizierbar.

Messmethodik

Die Ermittlung der körperlichen Leistungsfähigkeit erfolgt durch Bestimmung des PWC- Wertes bei den Herzfrequenzen 110/min,130/min und 150/min im Stufentest nach dem WHO-Schema auf einem Fahrradergometer (Anfangleistung 25 W, Steigerung um 25 W, Stufendauer 3 min). Online werden die Herzfrequenz, der Blutdruck zu definierten Zeitpunkten, die Leistung und ein einkanaliges EKG dargestellt. Um das subjektive Belastungsempfinden einzuschätzen werden die sog. Borg-Werte erfasst.

Aussagen

Entsprechend des festgestellten Trainingszustandes können Trainingsempfehlungen gegeben werden.


Posturographie – Haltungs- und Gleichgewichtsanalyse

Ziel der Posturographie ist es, die Haltung und das Gleichgewichtsvermögen des bzw. der Patienten:in zu testen und zu beschreiben. Neben Ausdauer und Kraft sind koordinative Fähigkeiten entscheidend für die Aktivitäten des täglichen Lebens, im Beruf und wie in der Freizeit. Die funktionelle Stabilisierung der Gelenke bietet dabei die Voraussetzung für die Abwicklung komplexer koordinativer Aufgaben.

Gleichsgewichtsanalyse

Dynamische Gleichsgewichtsanalyse

Ziel der Testung ist es, durch Messung/Berechnung der Parameter Sensomotorikindex, Symmetrieindex und Stabilitätsindex die koordinativen Fähigkeiten der Patienten:innen zu erfassen, gezielte therapeutische Maßnahmen abzuleiten und die Erfolge im Rahmen des rehabilitativen Trainingsprogrammes darzustellen (Eingangs- und Abschlusstest). Während der Messung steht der bzw. die Patient:in auf einer instabilen beweglichen Unterlage und versucht, diese in waagerechter Position zu halten.

Statische Gleichgewichtsanalyse

Gemessen werden die Schwankungen des Körperschwerpunktes in der Tansversalebene im Stand auf einer festen ebenen Unterlage mit offen und mit geschlossenen Augen. Die Schwankungsbreite des Körperschwerpunktes ist ein Maß für die Stabilität des freien Stehens.

Körperstatikanalyse

Mit der Gewichtsverteilungsanalyse wird die Gewichtsverteilung auf beide Beine im Stand bestimmt. Die Gewichtsdifferenz wird fortwährend berechnet und simultan als Balken dargestellt. Im Feedbackverfahren kann der bzw. die Patient:in sich selbst korrigieren und eine symmetrische Beinbelastung üben.

Mit Hilfe des Laserlotgeräts L.A.S.A.R. Posture der Firma Otto Bock ist es möglich, die Körperschwerpunkt- oder Belastungslinien in Form eines Laserstrahles auf die Oberfläche der zu untersuchenden Person zu projizieren.

Es erfolgt der Einsatz:

  • zur individuellen Optimierung des statischen Aufbaus von Beinprothesen
  • unterstützend zur Beinlängendifferenzmessung (zusammen mit einer Beckenwasserwaage, ggf. Röntgen/CT-Kontrolle)
  • zur Therapiekontrolle bei muskulären Dysbalancen, Beurteilung von Becken-Bein-Fehlstatiken wie z. B. bei Wirbelsäulen-Schmerzpatienten:innen
  • zur Optimierung von funktionellen Schienen

Modellierung und Simulation

Zur Modellierung und Simulation relevanter physio- oder sporttherapeutischer Übungen sowie alltäglicher Bewegungen (z. B. Gehen) wurde in Zusammenarbeit mit dem Institut für Mechatronik, Chemnitz ein biomechanisches Menschmodell genutzt, welches an die entsprechende Umgebung (z. B. Trainingsgerät) angekoppelt wird.

Nach Messung dynamometrischer und kinematischer Parameter erfolgt über inverse Dynamik bzw. über Bestimmung der effektiven Hebelarme die Berechnung von Gelenkmomenten und -kräften. Bei Kenntnis der an den Bewegungen beteiligten Muskelkräfte (s. EMG-Messung), können die Beanspruchungen biologischer Strukturen abgeschätzt werden. Somit lassen sich Aussagen sowohl zur Zumutbarkeit als auch über die Wirksamkeit physio- und sporttherapeutischer Übungen treffen.

Ergonomische Untersuchungen

Geplant sind ergonomische Untersuchungen im Rahmen einer berufsorientierten Rehabilitation (MBO®). Mit Hilfe eines biomechanischen Menschmodells (inkl. statistischem Muskelmodell, z. B. AnyBody) sollen die Muskelkräfte, die Belastung der Wirbelsäule und der großen Gelenke unter verschieden Arbeitsverrichtungen und Haltungen in quasi Echtzeit berechnet und graphisch dargestellt werden – dabei wird ein Feeedbacktraining angestrebt.

0800 57347242
(gebührenfrei)